Achtsam zum Wunschkind

Angst, Wut und Trauer

Typischerweise schwanken die Gefühle von Kinderwunschpaaren meist zwischen Euphorie und Hoffnung, Angst, Wut und Trauer, und sie sind alle miteinander verbunden. Auch "Scham", "Schuld" und "die Kränkung" sind wichtig anzuschauen, dies möchte ich hier nur in Kurzform, weil sie oft in Beratungen ein ganz individuelles Thema bilden.

1. Die "Angst":

Sätze die ich oft höre sind z. B.:

 "Ich habe Angst, dass ich nie ein Kind haben werde, dass es trotz Medizin nicht klappt!" oder

"Ich habe Angst vor der Diagnose, davor, dass es meine Schuld ist oder, dass wir gar keine Klarheit bekommen und niemand uns helfen kann!"

"Ich habe Angst vor den Behandlungen. oder davor, dass mein Partner mich verlässt wenn ich sie nicht mache."

 Angst (in einem normalen Maße) ist ein natürliches und sinnvolles Gefühl, und insbesondere wenn wir empfinden nicht selbstbestimmt sein zu können und Neues anzugehen, haben nahezu alle Menschen mehr oder weniger auch Angst. Gleichzeitig ist es ein Gefühl das sozial in unserer Gesellschaft eher unerwünscht ist und für das uns im Umgang oft das Handwerkszeug fehlt! Angst macht uns zunächst besonders aufmerksam und dadurch entwickeln wir Ideen, was wir brauchen, um mit der neuen Situation besser klarzukommen. Entsprechend zu handeln ist der übernächste Schritt der nicht immer zu 100% gelingt. Dort gilt es wahrzunehmen, dass jeder kleine Schritt auf dem für uns richtigen Weg ein Fortschritt ist, und Perfektionismus ist hier fehl am Platze. Sie dürfen auch ängstlich sein in der Kinderwunschklinik, und oft ist es hilfreich, dies den Ärzten zu sagen, damit sie Ihr Verhalten einordnen können, z.B. Zögern bei Behandlungsplänen obwohl die Zeit drängt. Die Angst vor dem Verlust der Paarbeziehung oder auch, dauerhaft kinderlos zu bleiben, sind oft ein Thema in meinen Beratungen und wichtig nicht zu tabuisieren!

 

2. Die "Wut" 

Sätze die ich ebenfalls oft höre sind z.B.:

"Warum passiert es ausgrechnet uns, das ist so ungerecht!"

"Ich bin so zornig auf andere Schwangere, auf die Ärzte, oder auf unsere Freunde die uns überhaupt nicht verstehen!"

"Ich bin wütend auf mich selbst oder/und meinen Partner, weil wir das Thema "Kinder" so lange verschoben oder/und nicht so ernst genommen haben!"

Die Wut resultiert aus Ihrer Ohnmacht , aus der Angst zu scheitern und aus der Trauer über die ungewollte Kinderlosigkeit.

Es ist ok, neidisch zu sein auf Menschen die "einfach so" Kinder bekommen, und Sie dürfen in dieser schwierigen Zeit für Andere "sperrig" sein. Problematisch daran ist nur manchmal, dass Sie selbst darunter leiden, sich unverstanden und ausgeschlossen zu fühlen- dann ist es wichtig, die eigene Opferrolle aufzulösen und Selbstfürsorge zu lernen!

 

3. Die "Trauer"

Typische Sätze der Trauer in der Kinderwunschzeit sind z.B:

"Ich fühle mich wie betäubt, bin meist erschöpft und kann nicht mehr lachen- auch meine Freunde sind mir egal geworden."

"Ich habe keine Lust mehr auf meinen Partner- es bringt ja ohnehin nichts mit ihm Sex zu haben."

"Ich fühle mich nicht mehr wohl in meinem Körper der nicht schwanger wird, ich fühle mich von ihm betrogen."

Viele Menschen denken, dass die Trauer bei Kinderwunschpaaren dann beginnt wenn sie dauerhaft kinderlos bleiben müssen, doch nach meiner Erfahrung startet die Trauer meist mit der Erkenntnis, dass es nicht "einfach so" klappt mit der Schwangerschaft! Manchmal beginnen Paare dann in einem Kinderwunschzentrum mit Behandlungen wenn sie emotional noch unter dem Schock von Diagnosen stehen und in ihrer Trauer feststecken. Natürlich können sie trotzdem schwanger werden, doch in meinen Beratungen erlebe ich, dass es für solche Paare meist besonders schwierig ist mit negativen Versuchen zurechtzukommen oder den Ärzten zu vertrauen. In meiner Beratung arbeiten wir dann gezielt daran, die Blockade zu lösen und eine achtsame Haltung zu sich selbst zu entwickeln, neue Kraft zu schöpfen.

Gefühle von Scham ("Wieso passiert mir das?"), Schuld ("Was habe ich getan, dass ich so bestraft werde?) und die Kränkung (Wir kriegen es nicht hin!) rauben oft viel Kraft! In der Regeln werden in emotionalen Belastungssituationen in uns, innere Programme aktiviert die wir in unserer Kindheit gelernt haben und die es gilt zu erkennen. In Psychotherapien ist das Ziel dann, solche Muster zu verändern, doch diese Prozesse sind oft langwierig. Meine psychosoziale Beratung wirkt so, dass wir die Zusammenhänge meist schon nach wenigen Gesprächen verstehen und dann gezielt auf den Kinderwunsch und die Paarbeziehung bezogene Lösungsstrategien entwickeln. Meine Erfahrung und Haltung ist die, dass die Menschen die zu mir in die Beratung kommen ohne die Belastung des Kinderwunsches meist gut zurechtkommen in ihrem Leben und deshalb nicht alle psychotherapeutische Hilfe brauchen. Gleichwohl kann durch die Kinderwunschsituation offensichtlich werden,dass alte Traumatisierungen (z.B. Missbrauchserfahrungen oder /und andere emotionale Verletzungen) wirken und so stark belasten, dass eine begleitende Therapie sinnvoll sein kann. Gemeinsam schauen wir, was Sie brauchen!

Ich begleite Sie auch bei Fehl- und Totgeburten.